Im August 2018 habe ich ein Buch herausgegeben: “Herzsutra: “Form ist wirklich Leere”, Teishos, spirituelle Vorträge”. Infos: Buch.

In diesem Buch sind alle meine Teishos, die ich im Zendo-Merano von 2015 - 2018 gehalten habe, aufgeschrieben. Dies habe ich hauptsächlich getan, um meinen Schülern die Möglichkeit zu geben, die intuitiv und spontan gehaltene Teishos nochmals nachzubetrachten. Auch für Anfänger und Interessierte des ZEN soll dieses Buch als Mitteilung eines lehrenden Übenden dienen. Damit kann es für alle eine Bereicherung ihres Lebens werden.

Haben Sie / habt Ihr den Mut mich zu kontaktieren und Fragen zu stellen!

Dieses Buch kann auch bei mir persönlich mit Widmung erworben werden!

Inzwischen ist die zweite verbesserte Auflage herausgekommen! (Siehe: hier) Sie beinhaltet noch neue extra für diese Ausgabe gezeichnete Tusche-Zeichnungen von Holde Wössner, einer Tusche-Zeichnerin aus Stuttgart und einem Vorwort meines geschätzten Kollegen und Dharma-Nachfolger von Willgis Jäger Manfred Rosen.

Komm einfach in der Abendmeditation am Do. oder beim Zazenkai im Zendo-Merano vorbei.

Ich freue mich drauf!

Carsten Koßwig

Hier noch eine Leseprobe:

ZEN und Staub saugen!

ZEN geht immer direkt ins Herz. Es trifft einen vollkommen und meist unerwartet. Wenn man Zen beschreiben will, dann ist man schon in der Rationalität. Wenn man ZEN beschreiben will, wenn man eine Aktion beschreiben will, dann ist man immer in der Dualität. Da gibt es jemanden, der es beschreibt (ich) und etwas, das getan wird (Staub saugen). Aber es ist was anderes. Es ist nur Staub saugen. Mehr nicht.

Es ist genauso wie das Koan Nr. 26 aus dem Mumonkan: „Einmal kam vor dem Mittagessen ein Mönch zu Dahogen von Seiryo und bat um Unterweisung. Gen zeigte mit seiner Hand auf die Bambusvorhänge. Zwei Mönche, die gerade dort waren, gingen in gleicher Weise zu den Vorhängen und rollten sie hoch. Gen sagte: „Der eine hat gewonnen, der andere verloren.“[1]

In Wirklichkeit gibt es niemanden, der gewonnen oder verloren hat. Nur der eine hat es getan, so wie ich es meine: er hat die Rollläden hochgerollt. Und der andere hat es nur getan. Wenn beide bei sich wären und ohne Überlegung oder ohne über das Hinaufrollen nachgedacht hätten, hätten sie verstanden, was es ist, die Rollläden hochzurollen.

Was ist es nun? Es ist: „Staub saugen.“ Mehr nicht. Wenn ich eine Beschreibung des Staubsaugens abgebe, dann bin ich nicht mehr in der Übung. Und „Staubsaugen“ ist nicht mehr Staubsaugen. Es ist die Beschreibung des Staubsaugens. Das genau ist dual. Und im Spirituellen geht die Beschreibung an dem vorbei, was Zen wirklich ist.

Auch das zweite Koan beschreibt dies (Koan 37 Mumonkan, Der Eichbaum im Garten): „Ein Mönch fragte Joshu in allem Ernst: „Welchen Sinn hat das Kommen des Patriarchen aus dem Westen?“ Joshu antwortet: „Der Eichbaum da im Garten“. [2]

Hier genau ist erneut die Lösung. Der Eichbaum. Mehr nicht. Es ist genauso wie das Rollläden hochziehen oder das Staubsaugen.

Nur so verstehen wir den Augenblick der Spiritualität. Nur so können wir die Spiritualität erkennen. Augenblick für Augenblick.

Und das ist auch der Grund, warum wir sitzen. Wir sitzen, damit wir erkennen, was es wirklich ist. Damit wir erkennen, dass es keine Beschreibung des Tuns ist. Es ist das Tun selbst. Dann erkennen wir auch die Wirklichkeit, den Augenblick, so wie er ist.

Und was ist nun das „Staubsaugen“?

Staubsaugen! Rollläden hochziehen. Eichbaum im Garten.

Gassho!


[1] Mumonkan S. 150

[2] Mumonkan S. 200